„Zeichen der Zeit“, Schülerkunstausstellung im Försterhaus in Reute

Ausstellungseröffnung: 09.07.2023, 14.15 -17.00 Uhr

Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen der Ruth-Cohn-Schule und der Kursstufe 1 des Erasmus Gymnasiums haben für diese Ausstellung zahlreiche Werke geschaffen, die sich mit aktuellen Fragen unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Was sind die „Zeichen der Zeit“? Mit welchen Gegenwartsfragen beschäftigen sich junge Menschen aus unserer Schulgemeinschaft und wie setzen sie diese kreativ um. In der Ausstellung werden sehr unterschiedliche und persönliche Werke gezeigt, bei denen die jugendlichen Künstler aufgefordert waren, Stellung zu beziehen und die dafür passende ästhetische Ausdrucksform zu finden. 

Zu sehen sind Zeichnungen, Acrylmalerei, Collagen und plastische Arbeiten.

Der leitende Gedanke, dass Kunst in der Mitte der Gesellschaft steht und eine wichtige Möglichkeit der Kommunikation bietet, macht eine öffentliche Ausstellung  von Schülerarbeiten zum wesentlichen Bestandteil künstlerischer Emanzipation. 

Die Ausstellung ist an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat von 14-17 Uhr bis zum 08.10.2023 geöffnet. Adresse: Försterhaus Reute, Hauptstraße 4 79276 Reute

Link zur Einladung

Text zur Ausstellungseröffnung

„Die Zeichen der Zeit“

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, auch im Namen meiner Kolleginnen vom Erasmus Gymnasium, Frau König und Frau Rengers, Sie zur Schulkunstausstellung „Zeichen der Zeit“ begrüßen zu dürfen. Zunächst möchte ich mich ganz herzlich bei den Verantwortlichen des Vereins Kultur im Försterhaus Reute bedanken, dass wir als Schule die Chance bekommen, mit Werken aus den Schulräumen in die Öffentlichkeit zu treten. Für die meisten unserer Schüler ist das eine neue, spannende Erfahrung.
Sie werden mir sicher zustimmen, wenn ich behaupte, dass in unserer Gesellschaft zurzeit einiges los ist. Es gibt eine Fülle an aktuellen Themen, die uns konkret angehen und täglich betreffen. Kunst ist von jeher ein Spiegel ihrer Zeit, sie sollte ihr Dasein nicht im luftleeren Raum fristen, sondern Position beziehen, die in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Für manche ist Kunst auch eine Möglichkeit, aktuelle Probleme und Sorgen für eine Zeit zu vergessen, entweder beim eigenen Schaffen oder bei der Rezeption eines Kunstwerks. Dem Alltag entfliehen. Auch das ist möglich. In der heutigen Ausstellung geht es um das, was junge Menschen beschäftigt. Was sind für euch „Zeichen der Zeit“, was sind „Störfaktoren“? Wenn man zurückblickt, was wird man später über unsere Zeit sagen? Die Werke der Ausstellung sind eine Momentaufnahme aus dem Jahre 2023. Es gab bei den vier Klassen der Ruth-Cohn-Schule keine inhaltliche Vorgaben, außer zu überlegen: „Was beschäftigt dich?“, „Was ist für dich ein aktuelles Thema?“ Auch die Technik wurde selbst gewählt. Manche haben sich für einen grafischen Ansatz entschieden, andere haben gemalt, einige haben sich für einen plastischen Ausdruck entschieden.
In den Werken des Kunst Leistungskurs des Erasmus Gymnasiums unter dem Leitmotiv „Störfaktoren“ wurde mit Acryl auf Leinwand gemalt. Die fantasievollen mitunter surreal verstörenden Darstellungen von Landschaft und den massiven Eingriffen des Menschen, machen sichtbar, wie unsere natürliche Umwelt immer rücksichtsloser zerstört wird. Sei es durch Verschmutzung, Bebauung oder durch Freizeitaktivitäten. Natur wird in vielfacher Hinsicht ausgebeutet. Das idyllische Lagerfeuer, ein Symbol für naturnahe Erholung und Entspannung wird überlagert von den drohenden Hochhäusern einer Großstadt.
Auch in den Werken der Schülerinnen und Schüler der RCS ist das Thema der Umweltzerstörung oft vertreten. Die Welt wird als abgenagter Apfelrest gezeigt, oder als Uhr, bei die Zeit unabwendbar abläuft. Klimaerwärmung beim Eisbären in der Pfanne. Bei einem Werk sieht man eine drehbare Sanduhr, in einem Glas ein grüner Wald, in der anderen eine graue Stadt. Es scheint jedoch hier möglich die Sanduhr in die richtige Position zu bringen. Ein positives Zeichen?
In vielen Werken thematisieren die Jugendlichen auch die Gesellschaft, in der sie leben. Ein Räderwerk, in dem anonyme schwarze Gestalten ziellos umhergehen, eine Uhr mit ihrer Lebenszeit auf dem Rücken tragend. Eine surreale, fast alptraumhafte Darstellung. Die Frage nach dem Sinn des Daseins rückt hier in den Mittelpunkt. Was kann ich aus der Zeit machen, die mir gegeben ist? Einige der Schülerinnen und Schüler haben gerade ihren Schulabschluss geschafft, andere stehen dicht davor. Auch die Schulzeit wird reflektiert: Leistungsdruck, Terminstress, Versagensängste und das Gefühl von Überforderung lasten in einer Zeichnung schwer auf den Schultern eines Jungen.

Auch Schönheitsideale werden hinterfragt, mit denen wir zumeist medial konfrontiert werden. Wenn der Blick in den Spiegel aber einen Totenkopf zeigt, wie in einer der Malereien zu sehen, oder ein Kind am Fernsehen Schönheitsoperationen beobachtet, dann wird eine äußerst kritische Perspektive deutlich. Und das ist insgesamt ein herausragendes Merkmal der heutigen Ausstellung. Wenn Jugendliche sich so kritisch mit den Zeichen ihrer Zeit auseinandersetzen, dann beweist das ein hohes Maß an Nachdenklichkeit. Der spanische Maler Antoni Tàpies hat einmal gesagt, dass „Malen ein Weg ist, über die Welt nachzudenken“. Das ist der Kern aller Kunst.
Jedes der hier gezeigten Werke ist einer persönlichen Idee entsprungen, und es lohnt sich jedem einzelnen Werk Zeit und Wertschätzung entgegenzubringen. Ich danke den Künstlerinnen und Künstlern für ihre beeindruckende Arbeit und danke Ihnen ganz herzlich für Ihr Kommen.

Franz Schuck
09.07.2023

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